Abstract:
Die vorliegende Arbeit versucht die Vergangenheitsbewältigung der Erzählfiguren mit ihren eigenen NS-Familienmitgliedern in drei zeitgenössischen Werken zu ermitteln. Diese sind Dagmar Leupolds Nach den Kriegen. Roman eines Lebens (2004), Thomas Medicus’ In den Augen meines Großvaters (2004) und Uwe Timms Am Beispiel meines Bruders (2003). Die Untersuchung fokussiert auf den Prozess und die Methode der Aufarbeitung in den Primärtexten. So werden die folgenden Aspekte analysiert, nämlich die Ausgangssituation, die Erinnerungsrekonstruktion sowie das Ergebnis der Aufarbeitung. Ferner sollen die verwendeten Erzähltechniken in den jeweiligen Werken mitberücksichtigt werden. Aus der Untersuchung geht hervor, dass die Vergangenheitsbewältigung in den drei Werken von der Lücke in der Biographie der Erzählfiguren geprägt wird. Diese Lücke ergibt sich aus dem Nichtwissen und Schweigen über die Vergangenheit des jeweiligen NS-Familienmitglieds. Die Aufarbeitung der Vergangenheit ermöglicht, dass sich die Erzählfiguren ihren Familienangehörigen annähern und dabei auch Klarheit über sich selbst gewinnen. Trotz alledem bleibt die Vergangenheitsbewältigung unvollständig, weil die Untersuchungsfaktoren wie etwa die Kindheitserinnerungen sowie die hinterlassenen Dokumente unzureichend und nur teilweise zuverlässig sind. Dennoch sind die aus der Untersuchung erlangten Kenntnisse ausreichend für die konkrete Gestaltung einer familiären Kontinuität. Ungeachtet der offenen Stellen in der Familiengeschichte ist die Vergangenheitsbewältigung jeder Erzählfigur gelungen.