Abstract:
Die vorliegende Arbeit untersucht kontrastiv die Textsorte „wissenschaftliche Rezension“ im Deutschen und im Thai. Die Untersuchung setzt sich zum Ziel, strukturelle Eigenschaften und sprachliche Merkmale der wissenschaftlichen Rezension zu ermitteln. Besondere Schwerpunkte liegen auf der Art und Weise, wie kritische Aussagen ausgedrückt werden, sowie auf interpersonalen Sprachmitteln, nämlich wie auf den Buchautor, auf den Leser und auf den Rezensenten selbst Bezug genommen wird. Das Korpus der Untersuchung setzt sich aus jeweils 15 Textbelegen aus geisteswissenschaftlichen Zeitschriften im Deutschen und im Thai zusammen. Aus der Untersuchung geht hervor, dass die deutschen und thailändischen wissenschaftlichen Rezensionen Gemeinsamkeiten im Hinblick auf den Textaufbau aufweisen. Die meisten Textbelege in den beiden Korpora sind nach einem ähnlichen Textbauplan wie allgemeine Aufsätze gegliedert, und zwar in Einleitung, Hauptteil und Schlussteil. Allerdings ist bei manchen thailändischen Rezensionstexten ebenfalls ein separater Teiltext für die Bewertung zu finden. Bezüglich der Sprachmittel zur Kritikäußerung präferieren die deutschen sowie die thailändischen Rezensenten kritikabmildernde Sprachmittel gegenüber kritikintensivierenden Sprachmitteln. Vorgefunden werden sowohl übergreifende Sprachmittel wie z. B. Modalverben und Konzessivsätze, welche die „Lichtseiten“ vor den „Schattenseiten“ des Werkes herausstellen. Hinzu kommen sprachspezifische Mittel, z. B. Passivkonstruktionen im Deutschen und Subjektellipsen im Thai. Hinsichtlich der interpersonalen Sprachmittel ist ein Unterschied zwischen den beiden Sprachen zu erkennen: Die deutschen Rezensenten bevorzugen unpersönliche Konstruktionen zum Bezug auf die Kommunikationsteilnehmer im Kontext des Rezensierens, z. B. durch das Passiv. Hingegen verwenden die thailändischen Rezensenten eher persönliche Sprachmittel, beispielsweise die Begriffe Autor, Leser und Rezensent.
